Anwohnerinnen und Anwohner von Salzgitter sehen am Rande von Bleckenstedt bereits die Baustelle des Umspannwerks Bleckenstedt/Süd. Hier sind die Bauarbeiten in vollem Gang.
Wo Maschinen und Menschen in Bewegung sind, da muss auch der Schutz von Mensch und Umwelt gewährleistet sein. Bei TenneT ist dafür die Abteilung HSE – Health Safety Environment – zuständig. Zu Deutsch: Gesundheit, Sicherheit und Umwelt. Nach dem feierlichen Baustart haben wir den Sicherheitsbeauftragten der Ostfalen-Achse Stefan Gruber getroffen und mehr über ihn und seine Rolle erfahren.
Stefan, zusammen mit Ministerpräsident Stephan Weil und den Partnern und Wegbegleitern der Industrieleitung Salzgitter haben wir heute den Baustart gefeiert. Mitten auf der Baustelle wurden Festzelt, Catering und eine Bühne aufgebaut. Wie hast du den Tag erlebt?
Als Fachkraft für Arbeitssicherheit habe ich bei der Veranstaltung darauf geachtet, dass alles ohne Sicherheitsrisiken für die Arbeiten vor Ort und die vielen Gäste aus Politik, Wirtschaft und dem Umfeld des Projekts stattfindet. Normalerweise sind Helm, Sicherheitsweste und Sicherheitsschuhe auf einer Baustelle Pflicht. Für die Veranstaltung haben wir jedoch einen sicheren Bereich geschaffen, in dem wir uns ohne die vorgeschriebene Sicherheitsausrüstung bewegen konnten.
Es hat mich gefreut, dass so viele Personen aus der Region und darüber hinaus zu uns auf die Baustelle kamen. Es ist eine tolle Sache, wenn vormittags noch normaler Baustellenbetrieb herrscht und mittags die Prominenz auf dem Baufeld steht. Das zeigt Wertschätzung für die Kollegen vom Bau, ohne die die Energiewende nur Theorie bleiben würde.
Kannst du uns noch mehr Einblicke in deine Arbeit als Sicherheitsbeauftragter geben?
Mein Job beginnt schon bei der Auftragsvergabe an die Bauunternehmen. Damit vor Ort sicher gearbeitet werden kann, achten wir darauf, dass die erforderlichen Regularien und Gesetze in den Verträgen beachtet werden und alle das gleiche Verständnis von Arbeitssicherheit haben. Vor Ort zeigt sich dann, an welchen Stellen wir dieses gemeinsame Verständnis noch nachschärfen müssen. Dafür bin ich zusammen mit den Sicherheits- und Gesundheitsschutzkoordinatoren des Projekts regelmäßig vor Ort auf den Baustellen und bespreche alle sicherheitsrelevanten Themen, denn Arbeitssicherheit ist, wenn alle heile nach Hause kommen.
Wenn man es so will, ist Arbeitssicherheit eine Mischung aus Berufserfahrung und Psychologie.
Du bist seit mehreren Jahrzehnten im Geschäft und hast in deinem Berufsleben auf dem Bau schon einiges gesehen und erlebt: Was meinst du, ist heutzutage die wichtigste Aufgabe in puncto Arbeitssicherheit?
In den letzten 10 bis 15 Jahren hat sich bei der Arbeit auf dem Bau viel verändert. Es muss immer schneller gehen. Gerade für die Energiewende und den Netzausbau wird gerade kräftig Tempo gemacht. Dieser hohe zeitliche Druck ist eine große Herausforderung für den Bau. Vor allem, weil wir es in der Baubranche häufig mit wechselnden Teams zu tun haben, die erst noch Routinen aufbauen müssen: Es gibt vermehrt Quereinsteiger und die Teams werden immer internationaler. Doch auch wenn es schnell gehen muss, darf die Sicherheit von Mensch und Umwelt nicht darunter leiden. Es ist meine Aufgabe, auf jeder Baustelle eine gemeinsame Sprache für das Thema Arbeitssicherheit zu finden, die alle verstehen und nachvollziehen können. Wenn man es so will, ist Arbeitssicherheit eine Mischung aus Berufserfahrung und Psychologie. Mir hilft dabei meine eigene langjährige Erfahrung auf dem Bau: über 25 Jahre im Stahl-, Wasser- und Anlagenbau und in der Offshore-Branche. Der Rest ist viel Fingerspitzengefühl: Man muss sich gut in das Personal vor Ort hineinversetzen können.
Wie hat sich deine Perspektive auf Arbeitssicherheit verändert, seit du nicht mehr selbst aktiv auf dem Bau arbeitest? Was siehst du heute anders als damals?
Sicherheit war auch schon während meiner aktiven Zeit wichtig. Anders ist heute jedoch der Umgang damit. Wir führen viel mehr Gespräche als damals – und dokumentieren diese! Es ist uns wichtig, dass die Kolleginnen und Kollegen vor Ort das Thema Sicherheit verstehen und nicht nur Dienst nach Vorschrift machen. Früher war der Ton auf dem Bau schroffer. Wer sich nicht an Sicherheitsvorschriften hielt, bekam Ärger. Das war nicht angenehm, führte aber auch dazu, dass man den gleichen Fehler lieber kein zweites Mal machte. Das entspricht heute nicht mehr unserem Verständnis von Kommunikation und lässt sich bei dem Personalmix aus Quereinsteigern und Menschen unterschiedlicher Herkunft auch nicht mehr halten. Damit keine Unfälle passieren, setzen wir heute auf die Präsenz der Sicherheitsbeauftragten vor Ort und auf eine umfassende, informierende und partnerschaftliche Gesprächskultur. Ich bin froh, dazu beizutragen, dass Unfälle beim Bau vermieden werden. Denn die will niemand erleben.